Stellungnahme SC Ebringen zu einem Schachlandesverband Baden-Württemberg
Der Schachclub Ebringen lehnt einen Zusammenschluss der Verbände von Baden und Württemberg ab. Der Schachsport ist keine politische Gebietskörperschaft und es besteht keinerlei Veranlassung, die Fehler der Politik zu wiederholen.
Wir halten eine Verbandsstruktur nach Ländergrenzen aus sportlichen Gründen ohnehin für wenig glücklich: Der Ballungsraum Mannheim liegt in drei Bundesländern und der Bezirk Mannheim hat wohl nicht ohne Grund zwei Mitgliedsvereine aus Hessen. Der Ballungsraum Ulm liegt in zwei Ländern. D.h. wir stellen die Sinnhaftigkeit von Landesverbänden nach Bundesländern grundsätzlich in Frage und sehen in einer Restrukturierung des DSB nach den Einzugsgebieten von Ballungsräumen und Metropolregionen einen wesentlich zukunftsträchtigeren Ansatz als in einer Gliederung nach anachronistischen Ländergrenzen.
Während die Politik immer nur von einer Länderneugliederung redet, könnte hier der Schachsport mutigen Schrittes vorangehen und handeln statt nur zu reden.
Wenn wir schon alte Zöpfe abschneiden sollen, dann doch bitte richtig. Die Befürworter eines gemeinsamen Landesverbandes sind wohl noch immer in den Denkstrukturen des Wiener Kongresses verhaftet.
Die bisherige Struktur des Schachs in Baden-Württemberg entspricht wenigstens für die Zentren den Metropolregionen Oberrhein (Baden) und Stuttgart (Württemberg). Wobei zu Baden dann eher die Pfalz passen würde, während der gesamte Bodenseeraum wohl eher Stuttgart zuzuordnen wäre. Eine Oberrheinliga scheitert ja leider an nationalen Grenzen.
Auch sportlich ist durch einen Zusammenschluss mit Württemberg für uns keinerlei Gewinn zu erkennen, im Gegenteil. Die Zahl der Startplätze bei Deutschen Meisterschaften dürfte sich durch den Zusammenschluss eher halbieren.
Hauptamtliche Geschäftsstelle
Der WSV leistet sich in Stuttgart eine hauptamtliche Geschäftsstelle. Nun ist Württemberg auch EDV-technisch ein hoch integrierter Verband und wohl in der Lage, einen Großteil der Verwaltungsarbeit von Funktionären via Internet und Datenbanken abzuwickeln. (Der Schachbezirk Freiburg erfasst mit seiner Datenbank derzeit den Spielbetrieb der Verbandsliga Süd sowie der Region Freiburg/Hochrhein und ihrer beiden Bezirke, was den dortigen Verwaltungsaufwand erheblich vereinfacht. Außerdem will der Schachbezirk Freiburg auch prüfen, inwieweit er von seiner Datenbank in der Lage wäre, den gesamten badischen Spielbetrieb abzuwickeln.)
Eine via Internet erreichbare Datenbank entlastet die Funktionäre ganz erheblich und macht eine hauptamtliche Geschäftsstelle relativ obsolet. Der Schachclub Ebringen ist der Ansicht, dass der sinkende Nutzen der hauptamtlichen Geschäftstelle auch dem württembergischen Verband bekannt sein dürfte, ebenso jedoch auch die Kosten. Wir sehen darin auch ein Hauptmotiv seitens Württembergs für den Zusammenschluss mit Baden. Wir sollen da mitzahlen.
Gemeinsamer Ligenbetrieb
Beim vorgesehenen Ligenbetrieb ließ sich das Gremium wohl von der Maxime leiten, möglichst alle Erinnerungen an vergangene Zeiten zu tilgen und statt nach Ost und West nach Nord und Süd zu teilen.
Hierbei fällt uns besonders auf, dass einzig das Gebiet der bisherigen Verbandsliga Nordbaden vom neuen Zuschnitt gar keine Nachteile hinsichtlich der Fahrwege hätte. Dagegen verschlechtert sich die Spielsituation für den Raum Stuttgart, der zwischen Nord- und Süd geteilt werden soll, erheblich.
Ob die beiden flächenmäßig riesigen Bezirke im Nordosten bzw. Südosten Württembergs bei den betroffenen Vereinen auf Gegenliebe stoßen, wagen wir zu bezweifeln.
Für Südbaden und Südwürttemberg erforden die Fahrzeiten in einer Südliga wohl dann schon Tagesreisen mit Übernachtung.
Diese Art der geplanten Aufteilung lehnt der SC Ebringen daher als weltfremd und bar jedweder Rücksicht auf Topographie und Infrastruktur ab.
Neustrukturierung der Bezirke
Die Zerschlagung des Bezirks Freiburg ohne jedwede Rücksicht auf Verkehrsbeziehungen im Ballungsraum Freiburg ist ein Affront.
Wenn man die Aufteilung der Region Stuttgart sieht, auch im Hinblick auf die Nord-Süd-Aufteilung des Spielbetriebes, so würde es uns nicht überraschen, wenn dort für jene Region ähnlich gedacht würde.
Die beiden geplanten Riesenbezirke in Württemberg wurden schon angesprochen. Die Aufteilung von Südwürttemberg mit einem von Ulm bis an den Bodensee reichenden und einem sich über die Alb von Schramberg bis Sigmaringen hinziehenden Bezirk hat unseres Erachtens immerhin den erfreulichen Nebeneffekt, dass man auch in Württemberg einen gemeinsamen Landesverband kritischer sehen dürfte.
Der Vorschlag der gemeinsamen Kommission hat unseres Erachtens nur für Nordbaden und den Bezirk Mittelbaden keine Nachteile, bzw. sogar Vorteile. Es verwundert daher auch nicht, dass die aus diesen genannten Regionen stammenden Vizepräsidenten und der Landesjugendleiter einen Zusammenschluss der beiden Verbände befürworten.
Wir lehnen die so vorgeschlagene Einteilung der Bezirke in unserer Region als indiskutabel ab und gegen davon aus, dass auch in Württemberg sich die Freunde dieser Einteilung in Grenzen halten dürften, wenn man sich etwa den Riesenbezirk von Ulm bis zum Bodensee ansieht. Der logischen Deduktion gereicht die Nicht-Berücksichtigung von Randbedingungen jedenfalls nicht zur Ehre.
Hinsichtlich der Zuordnung des Hochschwarzwalds und des Hochrheins schließt sich der SC Ebringen der Auffassung des SC Oberwinden an.
Die von der gemeinsamen Kommission vorgesehene Neueinteilung dürfte im gesamten bisherigen Bezirk zu einem Rückgang der aktiven Spieler und auch zu deutlich mehr Spielausfällen führen.
Gemeinsamer Ligenbetrieb mit dem Hochrhein
Der Vorschlag des Bezirks Hochrheins für einen gemeinsamen Ligenbetrieb klingt zunächst verlockend, doch sind die daraus resultierenden langen Fahrzeiten gerade auch für meinen Verein der Grund, diesen Vorschlag nach reiflicher Überlegung abzulehnen. Wir teilen weitgehend die Argumente des SC Bad Krozingen.
Andererseits scheint es so, dass wir trotzdem um diese Neugliederung nicht herumkommen. Der Bezirk Freiburg ist zwar eine juristische Person, hat aber in seiner Satzung verankert, dass er die Regularien des Badischen Schachverbandes, dessen Untergliederung er ist, anerkennt. Dazu zählt auch die Einteilung der Schachbezirke.
Winfried Schüler
1. Vorsitzender
Schachclub Ebringen 1962 e.V.