Mit offenem Visier gegen Großmeister Hans Niemann.
Das GRENKE OPEN ist mit 2.500 Teilnehmern mutmaßlich das größte Schachturnier in Europa. Mit dabei war in diesem Jahr mit Sebastian Raum das Spitzenbrett der 1. Ebringer Mannschaft.
Schauplatz des außergewöhnlichen Schachevents war die Schwarzwaldhalle in Karlsruhe, Anreise war an einem Donnerstagabend. In der Halle unzählige Schachbretter auf endlosen Tischreihen. Im Aushang an der Wand die Begegnungen der 1. Runde. Sebastian ging weite Wege, um sein Brett und seinen Gegner zu finden. Als er im fußballfeldgroßen Parkett nicht fündig wurde, fragte er nochmal bei einem Offiziellen nach, der ihn stante pede auf die Bühne schickte, wo die ca. 20 teilnehmenden Schachgroßmeister ihre Partien zu spielen hatten. Sebastian fand schließlich seinen Gegner: Hans Niemann, ein Großmeister, der durch die Betrugsaffäre in einer Partie gegen Ex-Weltmeister Magnus Carlsen bekannt wurde. Die Sache hatte 2022 in der Presse hohe Wellen geschlagen, die betreffenden Streitigkeiten sind aber mittlerweile beigelegt. Es sei schon ein sehr besonderes Gefühl inmitten internationaler Schachprominenz mit Weiß die Partie zu eröffnen und dabei einen Schachprofi vor der Brust zu haben.
Sebastian wählte eine Eröffnung, die ihm sehr liegt: Sizilianisch. Hans Niemann entgegnete mit der Najdorf-Variante, die sehr häufig gespielt wird. Während Sebastian lang rochierte, wählte Großmeister Niemann die kurze Rochade. Die ungleiche Rochade verleiht einer Schachpartie den Charakter eines Wettlaufs. Sebastian musste auf dem Königsflügel angreifen, um dem schwarzen König Probleme zu bereiten, während Niemann den weißen König auf dem Damenflügel attackierte. Großmeister pflegen dabei keine Zeit zu verlieren, so dass Sebastian etwas riskieren musste, um Niemanns Tempo mitzugehen. Sebastian opferte eine Reihe von Figuren, um einen ambitionierten Mattangriff gegen Hans Niemann zu starten. Dieser konnte den Angriff mit einer präzisen Verteidigung abwehren und sich so einen entscheidenden Vorteil sichern. Der schwarze König stand sicher, Sebastian hatte einen Turm und einen Bauern weniger. Damit war Sebastians Angriff gestoppt, und es war an der Zeit die Partie aufzugeben. Doch er hatte dreieinhalb Stunden lang alles versucht, um die Partie zu gewinnen, übrigens gegen den späteren Sieger des Turniers, Großmeister Hans Niemann.
Bleibt noch zu erwähnen, dass Sebastian im A-Open-Turnier mit 4,5 Punkten aus 9 Partien in einem Starterfeld von 950 Teilnehmern Platz 418 belegte. Der Schachclub Ebringen gratuliert Sebastian zu seinem mutigen Auftritt, mit dem er die Ebringer Farben mehr als würdig vertreten hat. Chapeau!
Wer sich Sebastians Partie gegen Großmeister Hans Niemann im Internet anschauen will, kann das unter: https://www.youtube.com/watch?v=weoCCDYZowY gerne tun. Die Partie wird sehr gut erklärt und somit auch für Hobbyspieler verständlich. Der Schachclub Ebringen wünscht allen Ebringern einen schönen Sommer.
Text: Karl-Peter Kendzia