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Vom Bauchgefühl zur Punktediät.

Neuerdings scheinen die Ebringer Schachspieler Punkte wie Kalorien zu zählen. Zwar hat die Fastenzeit noch gar nicht begonnen, doch in der Schlossscheune hat man den Gürtel bereits seit Dezember punktemäßig enger geschnallt: Beleg dafür sind die beiden Auswärtsniederlagen am Hochrhein, wo die Ebringer Schachcracks nicht ganz unerwartet baden gingen. Auch beim ersten Spieltag im neuen Jahr gab es eine eiskalte Dusche. Die Erste verlor sang- und klanglos gegen Freiburg-Zähringen, die Zweite konnte sich nicht gegen Neustadt durchsetzen. So blieben die Ebringer in vier Mannschaftskämpfen ohne Punkte. Beim Punktekonto ist Schmalhans derzeit Küchenmeister.

Ebringen I – Freiburg Zähringen I   1,5 : 6,5

In der Ebringer Schlossscheune empfing die Erste den klar favorisierten Verbandsligaabsteiger aus Freiburg, der das deutlich spielstärkere Team stellte. Gegen stärkere Gegner kann man sich beim Schach nicht unbedingt auf sein Know-how verlassen, sondern muss ab und an auch mal auf sein Bauchgefühl vertrauen, das schon so manchem Schachspieler Kopf, Kragen und König gerettet hat. Die Ebringer schalteten also auf Bauchgefühl, um den ein oder anderen Punkt in der Schlossscheune zu behalten. Den ersten Schlag in die Magengrube musste Harald Obloh einstecken, der einen relativ simplen Mattplan seines Gegners übersah, nachdem er in der Eröffnung recht sorglos seinen Königsflügel preisgegeben hatte. Auch Holger Kaspereit spielte gewohnt intuitiv und hatte eigentlich gutes Gegenspiel, ließ aber einiges an Chancen liegen und verlor. Tragisch war die Niederlage von Lutz Grabe, der seinen Gegner nach allen Regeln der Kunst überspielt hatte und dann nicht die richtige Abwicklung fand: 0:3 aus Ebringer Sicht. Heinz Bösch schien einen guten Tag erwischt zu haben und bedrohte den gegnerischen König mit einem Treppenmatt, versäumte es aber dann den Sack zuzumachen und musste ins Remis einwilligen, ärgerlich. Den Ehrenpunkt für Ebringen holte Peter Ackermann gegen den designierten Meisterschaftsfavoriten aus Freiburg. Die Niederlage war verdient, fiel aber deutlich zu hoch aus.

Ebringen II – Neustadt I   2,5 : 5,5

In puncto Punktediät ist die Zweite in der Saison nach ihrem Aufstieg ungewöhnlich konsequent: vier Mannschaftskämpfe, null Punkte. Dabei ist der Siegeshunger der Zweiten gar nicht abhandengekommen, allerdings viele Mitstreiter, die im letzten Jahr den Aufstieg erst ermöglicht hatten. Interessant ist, dass die Zweite nun zum vierten Mal mit dem gleichen Ergebnis verloren hat, 2,5 : 5,5, das heißt fünf Spieler erkämpfen ein Remis, während drei Partien verlorengehen. Mut zu mehr Risiko könnte ein Rezept sein, um beim nächsten Auswärtsspiel in Merzhausen die nervige Punktediät zu beenden. Mit oder ohne Bauchgefühl.

Text: Karl-Peter Kendzia